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Wieviele Hasen hat Gott gemacht??

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...eine Seite aus dem Buch...

In der Reihe “Geistbraus widmet sich den wirklich wichtigen Menschheitsproblemen” beschĂ€ftige ich mich heute mit einer Frage, die mich schon seit langem umtreibt.

Jedes Kind weiß, dass es 7 Milliarden Menschen gibt. Die meisten Leute wissen auch, dass es von gefĂ€hrdeten Arten wie dem Tiger oder dem Berggorilla nur noch einige tausend oder gar bloß noch wenige hundert Exemplare gibt. Es kursiert auch der schöne Satz, die Gesamtmasse aller Ameisen sei grĂ¶ĂŸer als die Gesamtmasse aller Menschen.

Was ich aber nie in Erfahrung bringen konnte, war die Antwort auf die Frage:

Wieviele Hasen hat Gott gemacht??

So lange ich auch im Internet recherchierte, ich fand ĂŒber Hasen, Antilopen und Lamas alle wichtigen Informationen wie GrĂ¶ĂŸe, Gewicht, Lebenserwartung, Verbreitungsgebiet, ErnĂ€hrungsweise, bloß nicht, wieviele es davon gibt. Selbst ĂŒber die Anzahl der Engel war ich nach meiner GrobabschĂ€tzung nach dem Fermi-Prinzip besser informiert: ca. 20.000.000.000.000.000.000.000.000.000, in Worten: 20 Quadrilliarden dĂŒrften von ihnen herumfliegen, die weitaus meisten davon Seraphim.

Nach einer Weile Internetrecherche hatte ich zumindest den Fachbegriff raus, mit dem man die Anzahl der Tiere bezeichnet: “Individuenzahl”. Und dann stieß ich alsbald auf das Buch “Life Counts. Eine globale Bilanz des Lebens”, das die Antwort auf mein jahrelanges Fragen und GrĂŒbeln bereithielt.

Es bestĂ€tigte sich, was ich vermutet hatte: Von all den schönen großen Tieren, die wir kennen und lieben, ist tatsĂ€chlich kaum eines so hĂ€ufig wie der Mensch. Unter den SĂ€ugetieren kommen allein Rinder (1,3 Milliarden) und Schafe (1,0 Milliarden) in unsere NĂ€he – zumindest soweit die Liste in diesem Buch reicht. In Großbritannien ist die Erdmaus das einzige SĂ€ugetier, das hĂ€ufiger vorkommt als der Mensch (nĂ€mlich 75 Millionen ErdmĂ€use gegenĂŒber 60 Millionen Menschen) – aber da die Erdmaus nicht auf allen Kontinenten verbreitet ist, gilt das weltweit wohl nicht. Relativ dicht hinter dem Menschen folgen in Großbritannien die Hausspitzmaus (42 Mio.), die Waldmaus und das Kaninchen (jeweils 38 Mio.), sowie der Maulwurf (31 Mio.).

Weltweit halten alle bekannten und vermeintlich so hĂ€ufigen SĂ€uger großen Abstand zum Menschen. So gibt es 500 Millionen Hunde, 200 Millionen Hauskatzen, 20 Millionen Hirsche, 600.000 Elefanten, 150.000 Schimpansen, 130.000 Wölfe, 60.000 Löwen und 6000 Tiger.

Niemand ist so erfolgreich wie der Mensch.

Anders sieht es aus, wenn man die Nicht-SĂ€ugetiere betrachtet. Bereits die Vögel kommen insgesamt auf eine Gesamtzahl von 300 Milliarden, fĂŒnfzigmal mehr als Menschen. Davon sind allein 13 Milliarden HĂŒhner, die doppelte Zahl der Menschen. Doch schon wenn man den vermeintlich allgegenwĂ€rtigen Spatz anschaut, so hat man davon nur 300 Millionen weltweit. Pinguine gibt es 10 Millionen, Flamingos eine Million, Adler 150.000, und vom Spixara, den ich bisher nicht kannte, gibt es nur noch ein einziges wildlebendes Exemplar – dazu kommen 39 in Zoos.

Wirklich reichhaltig werden die Zahlen erst, wenn man noch weiter nach unten steigt in der Hierarchie der Lebewesen. In den Bienenstöcken dieser Welt gibt es 3 Billionen Bienen – das sind 500 fĂŒr jeden Menschen. Es gibt 10 Billiarden Ameisen – 2000 fĂŒr jede Biene und eine Million fĂŒr jeden Menschen. Und es gibt 10.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000 – in Worten: 10 Quinquillionen – Bakterien: das sind eine Trillion fĂŒr jeden Menschen, eine Billiarde fĂŒr jede Biene, eine Billion fĂŒr jede Ameise – oder 500 fĂŒr jeden Seraphen.

Wir stellen also staunend fest, dass sich die Individuenzahlen ganz oben und ganz unten in der Hierarchie annĂ€hern. Das erinnert in gewisser Weise an Kleists Aufsatz ĂŒber das Marionettentheater, wo er konstatiert:

So findet sich auch, wenn die Erkenntnis gleichsam durch ein Unendliches gegangen ist, die Grazie wieder ein; so, dass sie, zu gleicher Zeit, in demjenigen menschlichen Körperbau am reinsten erscheint, der entweder gar keins, oder ein unendliches Bewusstsein hat, d. h. in dem Gliedermann, oder in dem Gott.

Nur dass es uns hier nicht um Grazie, sondern um Masse geht, oder, wie wir lieber sagen sollten: um FĂŒlle, um Reichtum – oder noch eher: um Gnade! – denn all diese Geschöpfe hat Gott gemacht.

Die Individuenzahl beginnt ganz oben bei Eins, bei dem Einen Gott, und springt dann, nur ein kleines StĂŒck in der Hierarchie absteigend, bei den Seraphim unmittelbar auf 20 Quadrilliarden, um dann wieder abzunehmen, ĂŒber 20 Milliarden Schutzengel – in die sichtbare Welt eintretend – zu 7 Milliarden Menschen, sodann im Tierreich ĂŒber Hunde, Katzen, Hirsche und Elefanten schließlich bis zu den Tigern und den anderen bedrohten SĂ€ugetierarten, von denen es nur wenige Hundert gibt.

Steigt man in der Hierarchie noch weiter ab, nimmt die Individuenzahl wieder zu: ĂŒber Vögel, Insekten und Bakterien wieder hin zu einer FĂŒlle, die jene der Seraphim womöglich gar noch ĂŒbertrifft.

Was lernen wir daraus?

Wir Menschen haben eine merkwĂŒrdige Position, so mitten zwischendrin auf dem absteigenden Ast zwischen Seraphim und Tigern.

Diese Position lehrt uns einerseits Demut: Es gibt soviel mehr Engel als wir. Das ist kein Wunder, denn die Engel sind viel höhere Wesen als wir. Doch es gibt auch soviel mehr Ameisen und Bakterien, obwohl sie soviel tiefer stehen. So bleiben wir uns unserer SchwĂ€che bewusst. Sowohl die höchsten wie die niedrigsten Geschöpfe ĂŒbertreffen uns weit an Zahl.

Andererseits zeigt uns unsere Positionierung auch unsere GrĂ¶ĂŸe und, damit verbunden, unsere Verantwortung: Wir sind in der sichtbaren Welt nicht nur das oberste, sondern auch das hĂ€ufigste höhere Geschöpf. So gefĂ€hrlich es ist, den Leun zu wecken, so schwach bleibt seine seltene Art doch gegenĂŒber uns Menschen. Drum sollten wir den Schöpfungsauftrag, die Welt nicht nur zu bebauen, sondern auch zu bewahren, nie vergessen.

Unser 7-Milliarden-Ort positioniert uns, mit den Worten Pascals, mitten zwischen GrĂ¶ĂŸe und Elend. Diesen Ort hat Gott uns fĂŒr diese kurze Frist zugewiesen, um uns in ebendiesem Spannungsfeld zu bewĂ€hren. Wenn die Frist vorĂŒber ist, wird Gott alles in allem sein, und die Hierarchie wird verschlungen werden in die Herrlichkeit, und Quadrilliarden und Eins werden zusammenfallen.

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