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Die Gnade des Ligers

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Liger mit kurzer Mähne und blassen Streifen

Wissen Sie, was ein Liger ist?

Jein?

Ganz genau! – das ist ein Tier, dessen Vater ein Löwe und dessen Mutter ein Tiger ist.

Vom Aussehen sind die Liger recht unterschiedlich, manche sind beige wie ein Löwe, andere orange wie ein Tiger, manche haben eine kurze Mähne, andere gar keine, manche haben Streifen an den Beinen, andere am ganzen Körper, wieder andere haben nur Flecken, aber darum soll es hier gar nicht gehen.

Was nämlich bemerkenswerter ist:

Liger sind größer als Löwen und Tiger!

Da der Tiger die größte Katzenart der Gegenwart ist und der Löwe die zweitgrößte, sind Liger demnach größer als alle heutigen Katzen und kommen gar in den Bereich der größten historischen Raubkatze, des Säbelzahntigers!

Den Guinnessbucheintrag als größte lebende Katze hält im Moment der Liger Hercules, der in South Carolina lebt und 420 kg wiegt. Der 2007 gestorbene Liger Nook aus Wisconsin soll sogar 640 kg gewogen haben.

Was ist dies nun, theologisch gesehen?

"Hercules"

Ein Abglanz jener uralten Zeiten, als die Erinnerung ans Paradies noch lebendig war, als die Patriarchen mit Gott wandelten, viele hundert Jahre alt wurden und manchmal gar entrückt wurden, als Säbelzahntiger, Mammuts, Mastodonten und Megatherien die Welt bevölkerten und Engel sich mit Menschentöchtern paarten, woraus dann die Riesen, die “Helden der Vorzeit, die hochberühmten” (Gen 6, 4) entstanden?

Oder doch nur die Gigantomachie der Nachgeborenen, spätrömische Dekadenz, die Hybris einer gottvergessenen Welt, die alles für machbar hält – den Mond zu betreten, mit Überschallgeschwindigkeit zu fliegen, einen Turm bis an den Himmel zu bauen und die größten Katzen der Welt zu noch größeren zu kreuzen?

Nun – beide Varianten gemahnen uns jedenfalls an Gottes Größe.

Denn dass das Kind einer 230 kg schweren Tigerin und eines 190 kg schweren Löwen nicht etwa logische 210 kg, sondern unglaubliche 640 kg wiegt, ist exakt das Wirkprinzip der göttlichen Gnade. In überfließendstem Überfluss ergießt sich die Herrlichkeit Gottes über uns, unermesslich, ungeahnt und unverdient. Menschliches Tun, menschliche Logik kann uns nicht den Himmel aufschließen – nur das Unglaubliche, das Selbstopfer Christi, vermag es.

Und doch erblicken wir im Liger nicht nur Gottes Gnade, sondern auch unsere Schwäche. Wir können nämlich nicht etwa zwei 640 kg schwere Liger sich paaren lassen und auf diese Weise einen 1700 kg schweren Nachkommen züchten. Denn die männlichen Liger sind alle unfruchtbar. Der Liger, so groß und prächtig er ist, ist nichts gegen den Löwen und den Tiger, die Gott zuerst geschaffen hat. Er ist eine Sackgasse.

So verkörpert der Liger überdeutlich die Ambivalenz unserer Welt. Dies alles, was uns umgibt, die ganze Schöpfung, steht im Schnittbereich von Himmel und Hölle. Überall mischt sich gut und böse, Göttliches und Teuflisches, zuallererst und ganz besonders in uns selbst. Alles – Gold, Gestein, Wind, Sprache, Zivilisation kann Symbol des Göttlichen, Vorahnung des Himmelreichs sein – und gehört doch ebenso der gefallenen, vergänglichen Welt an und ist “verdorben ganz und gar” (Röm 3,12). Satan geht umher wie ein brüllender Liger und sucht, wen er verschlinge – und doch wird es der Liger aus dem Stamm Juda sein, der ihn überwindet (Offb 5,5)…


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