1. Zeit geriet durch die Entwicklung der Zeitmessung vom Naturzustand unterschiedlichen Zeiterlebens in den Zustand der gleichförmigen wirtschaftlichen Verwertbarkeit. | 1. Blogs gerieten durch die Entwicklung der neuen Medien vom Urzustand gewitzter Satire in den Zustand bombastischen Dauer-Gesülzes. |
Seit Beginn der Neuzeit wird Zeit mit Geldwert in Verbindung gebracht und einheitlich bemessen. | (übrigens bin ich gebildet und fange keinen Artikel an, ohne mindestens 500 Jahre historischen Überblick vorzuschießen!) |
Die Rhythmik der Zeit ist einer Monotonie gewichen, in der kaum noch zwischen Tag und Nacht, Werk- und Sonntag unterschieden wird. | Früher hats mehr gegroovt. |
Die Struktur des Tages, die Jahrhunderte hindurch von Gebetszeiten bestimmt wurde (Stundengebet), ist aufgehoben: „The city never sleeps“. | Nach dem historischen Abriss sofort über den großen Teich, das geht bei mir ratzfatz – weil aber nicht jeder ein Universalgelehrter sein kann, in Klammern nochmal für die Doofen! |
Die wirtschaftliche Nutzung der Zeit, ihre Stückelung in vermeintlich gleichwertige Abschnitte und die Kontrolle über ihre Verwertung im Sinne des Effizienzgedankens haben die Industrialisierung vorangetrieben (Schichtproduktion) und – durch eine immer weiter vorangeschrittene Verdichtung der Zeit – die Informationsgesellschaft hervorgebracht, die in Lichtgeschwindigkeit Daten als ökonomische Güter handelt. | Die ökonomische Nutzung der Sprache, die Minimierung origineller Inhalte bei gleichzeitiger Maximierung des Gebrauchs von Fremdwörtern (Schwurbelei) im Sinne der Effekthascherei haben meinen Ruf als Philosoph unter den Bloggern gefestigt und können am Satzende nur von einem Wort gekrönt werden: Lichtgeschwindigkeit. |
2. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ergibt sich damit ein Problem für den weiteren wirtschaftlichen Umgang mit der Zeit: Sie lässt sich nicht weiter verdichten, denn es geht nicht schneller als in der Lichtgeschwindigkeit des Internet. | 2. Zu Beginn meines zweiten Punkts setze ich auf die obige Wort-Krönung noch eins drauf (“plus ultra”): In der Natur gehts nicht schneller als das Licht – in meinen Gedanken schon!! |
Der Herausforderung optimaler Nutzung von Zeit kann die Wirtschaft bei gegebener Duration heute also nicht mehr im Rahmen gesteigerter Sukzessivität (Verdichtung durch Beschleunigung), sondern nur durch progressive Simultanität (Parallelisierung) gerecht werden. | Ich möchte mich vergewissern, dass an dieser Stelle wirklich alle intelligenten Leser weitergeklickt haben. |
Zudem kann durch Anpassung (also: Umstellung) der Wert eines Zeitabschnitts gesteigert werden, etwa dadurch, dass mehr und länger andauernde Helligkeit in Phasen der „Freizeit“ zu Handlungen veranlasst, die sonst unterblieben. | Zudem kann durch Anpassung (also: Umstellung) der Lesegewohnheiten der Wert eines Textabschnitts gesteigert werden, etwa dadurch, dass mehr und länger andauernde Durchhaltekräfte zu Handlungen veranlassen, die sonst unterblieben (Prusten, Bodenwälzen, Parodieren). |
Denn: Auch – und gerade – Freizeit gehört zum Verwertungskalkül eines ökonomischen Umgangs mit Zeit. | Achtung: Nicht dass mich jemand missverstehe: In meinem Gedankengebäude gibt es keine Ausnahme! |
3. Der Versuch der neuen Ökonomie, Wachstum nicht mehr über Beschleunigung, sondern über Parallelisierung (multi tasking, cross selling, permanente Erreichbarkeit) zu generieren, wirft Probleme der Überforderung, Abhängigkeit und ökonomischen Ungerechtigkeit auf. | 3. Nun führe ich meine Überlichtsgeschwindigkeits-Gedanken von Punkt Zwo zur furiosen Synthese und zeige, dass ich meine eigenen Gedanken auch problematisieren, bewerten und einordnen kann (multi English, cross language, permanente Unerheblichkeit) |
Die Kritik an der Zeitparallelisierung bezieht sich auf die Qualität des wirtschaftlichen Produkts, dem keine Reifung mehr vergönnt ist (zu kurze Entwicklungszeiten technischer Produkte), auf die im vorherrschenden Trend noch mehr aufgehobene Strukturiertheit des menschlichen Lebens (24-Stunden-Gesellschaft), auf die vom zusammenbrechenden Sozialsystem weiter forcierte Vereinzelung des zeitlich zur absoluten Flexibilität genötigten „Simultanten“ (Ego- / Single-Gesellschaft), insbesondere aber auf die gesundheitlichen Risiken durch die hohe Belastung des Parallelitätsdrucks, die sich aus der Zerrissenheit zwischen dem Hier der physischen und dem Dort der psychischen Präsenz ergeben. | Wer könnte noch leugnen, dass ich ein Mystiker bin?? |
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Übersetzung aus Bordat
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